Wettbewerb Stufe 2
Die Aufstockung, die dem unscheinbaren Block ein prägnantes Gesicht zu Straße und Hof gibt, profitiert vom ortspezifischen Potential des Nahblicks auf die angrenzenden Gärten, den Klausenerplatz und dem Weitblick über die Dächer Berlins. Auf das ausgedehnte flache Nachkriegsdach wird eine Großform gesetzt, die mittels Reaktion auf den Altbau, seinen Kontext und funktionale Anforderungen differenziert wird.
Beim Ausloten zwischen Kubatur, Raumplan und Anschluss an die bestehende Struktur entsteht eine Wohnidee, die durch die starke Verzahnung von Innen und Außen, Oben und ganz Oben geprägt ist. Demzufolge sind die Loggien, Galerien und Terrassen in den jeweiligen Wohnbereichen visuell eingebunden. Maßgebend für die Ausrichtung der Außenräume waren Besonnung und der Orientierungswechsel auf beiden Etagen. Damit ermöglicht die Terrasse eine Blickrichtung, die im Geschoss darunter nicht möglich ist. Die drei- bis vierseitige Ausrichtung aller Wohneinheiten, zusammen mit den von Einblicken geschützen Terrassen der Wohnungen, erinnern an das Raumerlebnis eines freistehenden Hauses.
Während die Gemeinschaftsbereiche der Wohnung offen organisiert sind, sind die privaten Räume klar abgrenzt. Individuellen Bedürfnissen entsprechend, können nicht nur Funktionen, beispielsweise Küche oder ein extra Zimmer separiert werden, sondern auch Privaträume dem offenen Wohnbereich zugeschaltet werden. Unter dem Gesichtspunkt eines adaptierbaren Projekts, sind die Raumsequenzen der Apartments so entwickelt, dass sie auf prozessbedingte Anforderungen reagieren können.
Analog zur Ambivalenz zwischen Kollektivität und Individualität etabliert das Dach einen zweifach lesbaren Maßstab. Im Spannungsfeld zwischen konventionellen Elementen, respektive Mansarde und Gauben, sowie skulpturaler Silhouette entsteht ein eigenständiger Ausdruck der identitätsstiftend für die gesamte Liegenschaft ist.
Die Sanierung der kollektiven Bereiche steht nicht in Konkurrenz zum Dach, sondern bildet neben der Aufwertung des gesamten Bestandes eine angemessene Basis für die Aufstockung. Dabei wird bei der Instandsetzung der unterschiedlichen Fassaden nach Zustand und Lage differenziert. Mit präzisen Eingriffen wird auf die Formensprache des Daches verwiesen und zugleich der Gesamteindruck verbessert.
Der klassisch barocke Charme der nahen Parkanlage Schloss Charlottenburg bildet die Idee für die Neugestaltung des Hofgartens. Stauden, Rasen, geschnittene Hecken und Wegeflächen bilden ein starkes und formal zusammenhängendes Bild beim Blick in den Hofgarten. Die Einfachheit der Mittel und die teils polygonale Linienführung vermitteln Klarheit und verorten das Projekt im Jetzt.
Thomas Baecker Bettina Kraus
Architekten Partnerschaft mbB i.L.
Adresse: Spandauer Damm 54, 14059 Berlin
Bauherr: Euroboden GmbH
Programm: Wohnen
Leistungsphasen: 1 - 2
Planung: 2014
Projektteam: Michael Albertshofer, Ole Hallier, Bruno Röver
Tragwerksplanung:
ifb frohloff staffa kühl ecker
Haustechnik:
Marko Augustat & Partner
Landschaftsarchitekten: Atelier Loidl